Journal



September 2009


Die Zeit in Vancouver ist viel zu schnell vergangen. Ein paar Wochenenden und schon ist man fast wieder in Deutschland, und wäre Vancouver (abgesehen vom finanziellen Aspekt) nicht 12 Flugstunden und 9 Zeitzonen entfernt, würden wir sicherlich ab und zu mal vorbeischauen wollen. Der Abschied von unseren Freunden und Gastfamilien dort fiel genauso schwer wie im letzten Jahr. Doch stehen die Chancen ein kleines bisschen besser als noch vor einem Jahr, dass wir die Stadt an der Pazifikküste in etwa 5 Monaten wiedersehen werden dürfen. Aber dieses Ticket ist trotzdem noch sehr weit weg und viele Steine liegen auf dem Weg, über die man stolpern kann.

Der Rückflug war extrem lang, da wir noch einen Zwischenstopp in Calgary machten und das Flugzeug extrem voll besetzt war. Natürlich hatten wir auch mit unserem Übergepäck zu kämpfen. 23 kg pro Person können extrem wenig sein, vor allem, wenn man jeweils 2 Paar Schlittschuhe, Kostüme und Unibücher dabei hat. Wir hatten schon auf dem Hinflug Probleme gehabt, und da uns die Frau am Schalter den Tipp gab, einen Koffer doch als Sportgepäck vorher anzumelden, hatten wir die Hoffnung, für den Rückflug nicht 5 Jacken und mehrere kleine Handgepäckstücke auf uns nehmen zu müssen. In Vancouver versuchten wir auf verschiedenste Weise, Angestellte der Fluggesellschaft davon zu überzeugen, dass es keinen Grund gibt, Golf-, Ski- oder Angelausrüstungen von Eiskunstlaufstiefeln zu unterscheiden. Leider ohne Erfolg. Also hätten wir $15 pro Kilogramm bezahlen dürfen oder eben nicht shoppen gehen können oder möglichst viel am Reisetag anziehen müssen. Mit diesen und anderen kleinen Tricks schafften wir es dann auch ohne Übergepäck wirklich ins Flugzeug.

In Dortmund landeten wir am Sonntagabend spät, und da wir uns am Montag vom Jetlag ablenken und zudem nicht noch einen Tag Training verlieren wollten, gingen wir direkt morgens aufs Eis. Und auch am Dienstag wollten wir den Tag sinnvoll auf dem Eis verbringen, da wir am nächsten Morgen früh von Dortmund nach Tschechien wollten, um zu unserer Kostümschneiderin zu fahren. Es sind immer mehrere Anproben notwendig um sicherzustellen, dass bei jedem Outfit auch alles passt und vor allem auch bei den Bewegungen und Hebungen nichts im Weg ist oder verrutscht. Die Schneiderin hatte aus gutem Grund extra schon keine Termine mehr nach uns angenommen, und so verbrachten wir mehr als 5 Stunden mit Anprobieren, Ausprobieren, Rumschneiden und vor allem viel Diskutieren. Erst gegen 18 Uhr konnten wir zu unserem Rückweg Richtung Deutschland aufbrechen. Jedoch nicht nach Dortmund, sondern in das kleine, bayrische, wohl bekannte Städtchen Oberstdorf. Gegen 0.30 Uhr konnten wir unseren 1300-km-Trip endlich beenden und erschöpft ins Bett fallen. In Oberstdorf fand in dieser Woche ein DEU-Lehrgang statt und einige Offizielle, Preisrichter und Spezialisten wollten die Programme der Meisterklasseteams ansehen und auf mögliche Levelabweichungen hinweisen. Die offiziellen Regularien der ISU ändern sich in jedem Jahr ein wenig und zudem gibt es einige Dinge, die nicht zu 100% festgelegt und sicherlich interpretationsfähig sind. So ist es für alle Teams sehr wichtig, dass die Elemente schon im Vorfeld neutral begutachtet werden, damit im Wettbewerb nicht unnötig Punkte verschenkt werden.

Am nächsten Morgen fing der Tag mit dem frühen Training um 9 Uhr an und endete am späten Nachmittag. Die nächsten Tage waren sehr intensiv, zumal eine kleine Sichtung hinzukam. Jedoch waren wir froh, wieder in einen Rhythmus gefunden zu haben und uns langsam an die Zeitverschiebung anzupassen. Am Sonntagmorgen brachen wir in aller Frühe nach Dortmund auf, um den Ferienverkehr zu vermeiden und am Montag endlich einen freien Tag zu haben, um uns auszuruhen und die Koffer zu Ende auszupacken.

In der darauf folgenden Woche kam unser Bundestrainer Martin Skotnicky nach Dortmund, um vor allem noch einmal mit etwas mehr Ruhe am Tango Romantica und Golden Waltz zu arbeiten. Die beiden Pflichttänze gelten als die schwierigsten Tänze überhaupt und sind wesentlich anspruchsvoller als bspw. der Paso Doble oder der Wiener Walzer aus dem letzten Jahr. Der Golden Waltz war der letzte Pflichttanz, den wir noch nicht konnten und noch nie zuvor gelaufen sind, da wir den Tango bereits vor einem Jahr für die Tanzklasse 1 benötigt hatten. Nach Abschluss dieser Saison sind wir auch alle Pflichttänze, mit Ausnahme des Ravensburger Walzers, mindestens einmal im Wettbewerb gelaufen. Sollten die Pflichttänze also zur nächsten Saison abgeschafft werden, wären wir mit die letzte Generation, die Seniorenpflichttänze gelaufen ist. Bedauerlicherweise.....

Da Vitali in der letzten Augustwoche in Budapest beim Junioren-Grand-Prix war, hatten wir ein wenig Zeit, mit unserer Balletttrainerin an den Armbewegungen in der Kür zu arbeiten. In diesem Jahr haben wir uns für ein Queenmedley als Kürmusik entschieden und im OD laufen wir zu bayrischer Volksmusik. Der OD ist sehr lustig aufgebaut und wir versuchen durch kleine Spielereien miteinander uns selbst auf den Arm zu nehmen. Als ersten Wettkampfeinstieg haben wir in dieser Saison, wie auch in den letzten Jahren, die Nebelhorn Trophy gewählt. Es war in den letzten beiden Jahren gut für uns, immer früh in die Saison einzusteigen, um Feedback für die restliche Saison zu bekommen. Außerdem werden wir definitiv beim Senioren-Grand-Prix in Moskau starten und zur NRW Trophy kommen. Die restliche Saisonplanung ist noch offen und hängt von unserem Einstieg bei der Nebelhorn Trophy ab. Der Wettkampf in Oberstdorf ist in diesem Jahr mit Toppaaren besetzt und es wird sehr interessant sein zu sehen, wer sich wo einordnet. Zusätzlich wird es einen harten Kampf um die verbleibenden 5 Olympiatickets im Eistanzen geben.

Wir freuen uns darüber, wieder in Deutschland zu sein und dass die Saison losgeht....

Carolina und Daniel

 

 




 

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