Journal



September 2008

Kanada - vier tolle Monate gehen zu Ende

So schnell kann es gehen: Carolina und ich sitzen gerade am Flughafen in Chicago und verbringen unsere letzten Stunden in Nordamerika. Die Zeit verging sehr schnell und es ist ungewohnt zu verstehen, dass wir in einem Monat schon unseren ersten Wettkampf haben. Die Saisonvorbereitung ist somit fast abgeschlossen und in den nächsten Wochen wird es vermehrt darum gehen, eine gewisse Stabilität der Programme aufzubauen.

Hier in Kanada haben wir viel für uns gelernt. Sprachlich, kulturell und auch sportlich gesehen. Auch in Kanada kocht man mit Wasser und muss für den Erfolg arbeiten. Nirgendwo bekommt man etwas geschenkt und es liegt an einem selbst, was man aus seinen Möglichkeiten macht. Wir hoffen, wir haben unsere Zeit genutzt. Wir kommen nicht mit dem Gefühl nach Hause, den Sommer vergoldet zu haben. Wir haben vieles zu schätzen gelernt, was wir in Dortmund als selbstverständlich wahrgenommen haben und wissen aber auch, wo wir mehr erwarten dürfen, und was wir an uns verbessern müssen. Generell gesehen waren wir sehr motiviert und hoffen, dass wir mit der gleichen Motivation in die neue Saison starten können. Es sind jetzt nur noch knapp vier Wochen bis zur Nebelhorn-Trophy. Vorher jedoch haben wir noch so einiges Anderes auf dem Programm stehen. Zunächst einmal müssen wir versuchen, dass unsere Kostüme bis dahin fertig sind. Dies bedeutet, dass wir in der nächsten Woche nach Prag reisen, um dort eine erste Anprobe zu machen. Zusätzlich sind wir von der DEU auf einen Lehrgang Anfang September eingeladen, um dort den Finnstep zu lernen. In Kanada haben wir hierfür schon die Schritte gelernt und wir hoffen, dass Rene Lohse noch einige nützliche Tipps geben kann.

Aus eigener Erfahrung, aber auch von anderen, wissen wir, dass ein längerer Auslandsaufenthalt die Reisenden oft "verändert" zurückkehren lässt. Inwiefern so etwas auf uns zutrifft, wissen wir nicht. Sicherlich waren dort auch so einige Erfahrungen, die lustig oder einfach unerwartet waren. Zum Beispiel durften wir feststellen, dass wir keine Modelkarriere anstreben sollten. Ein kanadischer Lampenproduzent suchte nach Models, die eine typische Paarlaufhebung vor der Kamera vorführen sollten. Da es aber in Vancouver keine Paarläufer gibt, hat man uns von der Eishalle aus spontan zum Casting geschickt. Nach dem Training ging es somit in Trainingsklamotten zum Casting. Das Büro haben wir auch schnell gefunden und leider auch ganz viele professionelle Models. Während sich die meisten Bewerber mit ihrer Sed-Karte vorstellen konnten, hatten wir nur unsere Schlittschuhe im Rucksack zu bieten. Nichtsdestotrotz gab man auch uns die Chance auf ein Foto. Streng genommen waren es sogar drei Fotos. Jeweils eins vom Gesicht und eines in einer Hebeposition. Die von uns verlangte Hebeposition war eine von dem Herrn einarmige Hebeposition, während die Dame sich auf die Hand abstützt und mit der anderen Hand eine Lampe in der Decke befestigt. Leider konnten wir so etwas nicht zeigen und sind nach wenigen Minuten Casting wieder nach Hause gereist. Für uns selber war dies absolut neu. Auch die anderen Models hatten nur ein oder zwei Fotos und viele traten auch hier wieder die Heimreise an. Es war unglaublich, wie viele Bewerber es für das Casting gab... von dem Casting selbst haben wir nie wieder etwas gehört.

Mittlerweile stehen auch meine Kursnoten fest. Am Anfang des Semesters war ich ein wenig ängstlich, ob mein Englisch ausreicht, um in Kanada zu studieren. Schließlich hatte ich den Englischtest erst im zweiten Versuch bestanden. In der ersten Woche der Uni hatte ich dann auch mit dem Lesen einige Probleme, kann aber nur sagen, dass ich zufrieden mit meinen Noten bin. Mit zwei A- und einem B gehöre ich zu den Top 20% in den jeweiligen Kursen.

An unserem letzten Wochenende haben wir uns dann noch einmal Zeit für unsere Freunde genommen und um uns von unseren Gasteltern zu verabschieden. Wir haben wirklich einige sehr enge Beziehung aufgebaut und neue Freunde gefunden. Wir haben fast mehr Abschiedsgeschenke bekommen als bei unserer Abfahrt von Dortmund. Dies hat uns gefreut und gezeigt, wie sehr wir uns hier eingelebt haben. Am Montag nach dem Training ging es mit den "Eisläufern" zum "all you can eat Sushi". Sushi ist in Vancouver sehr billig und evtl. das beliebteste Fast Food. Unsere persönlichen Erfahrungen mit Sushi sind auch sehr kontrovers. Nach dem ersten Versuch, nach dem wir uns beide sehr übel gefühlt haben, fing es beim zweiten Mal sogar langsam an zu schmecken. Ab dem dritten Monat ist man dann auch mal freiwillig Sushi essen gegangen. In den letzten Wochen (nachdem wir das Restaurant gewechselt haben) hat es sogar echt gut geschmeckt. Das Gleiche hätte evtl. auch für Bubble Tea gegolten, aber so ganz konnten wir uns die Algen-Jellys im Jogurtdrink nicht angewöhnen.

Heute Morgen sind wir dann um 3 Uhr nachts zum Flughafen los, und zum Glück konnte uns Rose (Carolinas Gastmutter) hinbringen. Einen letzten Blick auf Vancouver in der Nacht, und dann standen wir auch schon im Terminal. Beim Einchecken hieß es dann Gewicht umpacken, da Carolina ca. 20 Pfund Übergewicht hatte. Nach einigem Hin und Her landete fast alles in unseren Handgepäck-Rucksäcken und jeder nahm eine zusätzliche Tasche in die Hand. Schließlich musste ich noch meine Winterjacke anziehen und wir blieben sogar etwas unter den zulässigen 50 Pfund pro Gepäckstück. Ehrlicherweise muss ich zu Carolinas Verteidigung sagen, dass sie für mich 2 kg Erdnussbutter in ihrem Koffer hatte, welche nicht mehr in meinen Koffer gepasst haben. Ich liebe Erdnussbutter, seitdem ich in Kanada war.

Da wir in Chicago 6 Stunden Aufenthalt hatten, beschlossen wir, doch einmal kurz in die Stadt zu fahren, schließlich sind wir beide noch nie in den USA gewesen. Da es jedoch seit dem 11.9.2001 keine Schließfächer mehr im Flughafen geben darf, bedeutete dies, bei ca. 27 Grad mit Winterjacke, Rucksack und meinem neuen praktischen Handtäschchen mit Carolinas Klamotten durch Chicago zu laufen. Im Zug lernten wir dann Alexandra kennen, die zum ersten Mal in ihrem Leben außerhalb von Costa Rica war. Sie schloss sich uns an, und beim Aussteigen aus dem Zug trafen wir eine Hotel-Concierge, die total begeistert von unserem Plan war. Da sie noch ca. 1 Stunde bis zu ihrem Arbeitsbeginn hatte, erklärte sie sich sofort bereit, uns Chicago ein wenig zu zeigen. Ihrer Meinung nach mussten wir soviel wie möglich in unseren ca. 1,5 Stunden Aufenthalt sehen, und somit sprinteten wir von Sehenswürdigkeit zu Sehenswürdigkeit. Die Skyline war wahrscheinlich das Beeindruckendste, und ich habe vorher noch nie so etwas gesehen. Chicago war etwas ganz Anderes als Vancouver und unser kleiner Trip hatte sich echt gelohnt.

So, jetzt geht es erst einmal wieder ins Flugzeug und morgen früh landen wir dann in Amsterdam, bevor es nächste Woche schon wieder weiter geht... Carolina sagt immer, es ist ein lachendes und ein weinendes Auge bei unserem Abschied...

Daniel

 




 

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