Journal
Mai 2010
Schon vor der Weltmeisterschaft hatten wir geplant, direkt nach Lyon zurückzukehren und erst im Mai und Juni unseren Lehrgang bei der Bundeswehr zu absolvieren. Der Hintergrund war, dass es im Mai und Juni kein Eis in Lyon gibt und wir dann auf einen alternativen Trainingsort hätten ausweichen müssen. Bereits am Montag nach dem Wettbewerb standen wir schon wieder auf dem Eis und legten uns auf eine endgültige Musik für die neue Saison fest. Bis Dienstag war diese dann auch geschnitten und bereits am Mittwoch konnten wir mit der Choreographie starten.
Die Musik, die wir in diesem Jahr gewählt haben, ist für uns eine vollkommen neue Musikrichtung und das Programm ist erwachsener, da auch wir uns reifer fühlen. Die Geschichte, die wir dabei erzählen, handelt von zwei Charakteren, die sehr unterschiedlich sind und dennoch versuchen, in einer gemeinsamen Welt zu leben. Als wir Ende April unser Programm das erste Mal dem Bundestrainer gezeigt haben, fand dieser es sehr gut. Gleichzeitig mussten wir allerdings auch bemerken, dass die Choreographie anders und damit neu und schwer umzusetzen ist. Wir sind auf jeden Fall gespannt, wie wir das neue Programm entwickeln können.
Über Ostern sind wir beide spontan für drei Tage nach Hause geflogen, da wir im Internet sehr günstige Osterangebote entdeckt hatten. Wir müssen uns eingestehen, dass uns die WM doch ein wenig mitgenommen hat und es uns beiden gut tat, mal ein paar Tage wieder Abstand vom Eiskunstlaufen zu bekommen, so dass wir uns auch nur kurz in Dortmund blicken lassen haben. Nicht, dass wir nicht motiviert gewesen wären, aber nach drei Monaten in Frankreich ist es verständlich, dass man Deutschland und seine alte Umgebung vermisst. Ungewohnt war, auf den Straßen wieder Deutsch zu hören. Bereits im Flugzeug und am Flughafen war es irgendwie ungewohnt, wieder in die deutsche Sprache zurückzukehren.
Zurück in Lyon arbeiteten wir weiter an der Choreographie und konnten unsere Kür auch schnell fertigstellen. Eigentlich war geplant, dass Martin Skotnicky Ende April für drei Tage kurz nach Lyon kommen sollte, um sich so früh wie möglich ein Bild von unseren Programmen machen zu können. Aufgrund des Vulkanausbruches auf Island waren die Flugticketpreise kurz nach Wiedereröffnung des Luftraums jedoch so teuer geworden, dass dieses aus finanziellen Gründen leider doch nicht funktionierte. Kurzerhand wurde die Sichtung spontan nach Dortmund verlegt, so dass wir ein paar Tage früher als geplant nach Dortmund zurückkehrten. Zum Glück konnten wir beide in unseren alten Zimmern wieder wohnen, da die neuen Mieter die Zimmer nur am Wochenende nutzen. Von Anfang an war Dortmund wieder total vertraut und das Training und die Stimmung in der Eishalle fühlten sich nicht an, als ob man schon vier Monate nicht mehr dort trainiert. Dortmund ist und bleibt für uns beide ein Ort, mit dem wir viel verbinden.
Auf der Hinfahrt nach Dortmund, die insgesamt super ruhig verlief (Franzosen scheinen sonntags kein Auto zu fahren), wobei Carolina sich tierisch über Daniel aufregte, weil dieser insgesamt viermal tankte immer in der Hoffnung, gerade bis Luxemburg zu kommen (dort ist Benzin gut 30 Cent günstiger), passierte uns kurz vor Dortmund jedoch ein kleines Unglück. Das Auto wurde plötzlich sehr laut und ein vorbeifahrender Autofahrer winkte und gestikulierte, dass wir besser auf den Seitenstreifen fahren sollten. Als wir dort anhielten, bemerkten wir, dass unser Auspuff abgebrochen war und riefen kurzerhand den ADAC an. Da dies bereits das dritte Mal ist, dass unser Auto liegenblieb und wir aus Sicherheitsgründen vom ADAC angewiesen wurden, das Auto zu verlassen, setzten wir uns hinter die Absperrung, lasen ein Buch und machten eine kleine Frühstückspause. Zum Glück ist der ADAC schnell vor Ort gewesen und konnte den Auspuff innerhalb von wenigen Minuten am Auto wieder befestigen. Als wir jedoch den Papierkram zur Abrechnung ausfüllten, geschah etwas Unerwartetes. Ein vorbeifahrendes Auto bremste neben uns ab und schaute nach, was wir dort wohl gerade täten. Das Auto dahinter konnte gerade noch bremsen, jedoch schafften die nachfolgenden Autos es nicht mehr und drei Autos knallten zusammen. Zum Glück ist niemandem etwas Schlimmes passiert, doch alle hatten Glück, dass unser ADAC-Mann schnell die Menschen aus den Autos lotsen konnte und die Autos von der Fahrbahn herunterholte. In einem der Autos war eine Familie mit 2 kleinen Kindern und weil eines der beiden etwas Blut im Mund hatte, waren wir innerhalb von nur wenigen Minuten von Polizei, Feuerwehr, Krankenwagen und Notarzt umzingelt. Zum Glück hatte sich die Kleine wirklich nur auf die Zunge gebissen. Jedoch dachte man über eine komplette Sperrung der Autobahn nach, um die herumgeschleuderten Fahrzeugteile sichern zu können. Für gut 1,5 Stunden steckten wir auf der Autobahn fest und standen selber auch ein wenig unter Schock. Dieses Erlebnis hat uns gezeigt, wie gefährlich es ist, sich auch nur minimal von der Fahrbahn ablenken zu lassen.
Mittlerweile sind wir beide bei der Bundeswehr, aber darüber werden wir in unserem nächsten Eintrag mehr schreiben.
Viele Grüße,
Carolina und Daniel
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