Journal



Mai 2009


Hätte mir jemand im letzten Sommer gesagt, was ich diesen April machen würde, hätte ich dieses wahrscheinlich nicht geglaubt. Während Carolina den kompletten April in Dillingen bei der Grundausbildung war und erst seit dem 1. Mai wieder in Dortmund ist, habe ich einfach mal frei gemacht und hatte den wahrscheinlich lässigsten Monat in den letzten zwei Jahren. Das war nicht nur entspannend, sondern auch einfach mal nötig. Ich wollte nicht in den Urlaub fahren (auch wenn dies bei einigen Studenten während des Semesters mittlerweile üblich ist), sondern einfach mal Zeit für mich, meine Freunde und die Uni haben. Außerdem hatte ich endlich mal die Gelegenheit, mich ein wenig um das zu kümmern, wozu ich sonst keine Zeit/Lust habe und was man dann vor sich herschiebt. Es hat echt gut getan und umso mehr freue ich mich jetzt wieder aufs Training.

Ein kleines Beispiel dafür, wie viel wir in den letzten Monaten unterwegs waren und wie wenig Zeit wir auch sonst so hatten, ist Falco, ein neuer Mitbewohner, der momentan in Tims altem Zimmer wohnt. Falco ist ungefähr so alt wie ich, 400m (Staffel-)Läufer und war Ersatzläufer bei den Olympischen Spielen in Peking. Er wohnt schätzungsweise seit Oktober bei uns und dennoch kennen wir uns kaum. Anfangs sind wir noch ein paar Mal zusammen weggegangen, aber seit November ist entweder er im Trainingslager/Wettkampf oder wir sind unterwegs. Manchmal kann man auch nichts unternehmen, weil man sich ausruhen muss, und aufgrund der unterschiedlichen Trainingspläne gibt es kaum Zeit, wo wir uns sehen. Diesen Monat war er z.B. in Südafrika im Trainingslager und auch sonst gab es wahrscheinlich nur wenige Zeitpunkte, an denen unsere ganze Wohngemeinschaft gleichzeitig in Dortmund war. Wenn wir aber dann mal alle zusammen sind oder uns zufällig in der Küche treffen, reden wir viel. Schön bei den Gesprächen ist, dass es sich nicht immer ums Eislaufen dreht, zu sehen, aus welcher Perspektive er den Sport sieht und was es alles für Unterschiede zur Leichtathletik gibt. Förderung, Management und PR oder einfach nur der Saisonverlauf. Da Falco auch schon der zweite Leichtathlet ist, der mit uns wohnt, merkt man, wie viel Einfluss die Sportart auf die Persönlichkeit hat. In der Leichtathletik scheint es viel mehr Einzelkämpfer zu geben und dementsprechend sind bestimmte Charakterzüge wesentlich ausgeprägter. Mit Falco wohnen wir hier zu viert in unserer kleinen WG. Falco, Carolina, Herr Schubert und ich. Da mag es ein wenig lustig erscheinen, wie eine solche Truppe zusammenkommt und wie es dabei Herrn Schubert geht. Bei so vielen jungen Menschen ist es ganz gut hier jemanden zu haben, der "ab und zu" auf alles achtet. Schließlich kann es schon einmal vorkommen, dass die Küche ein wenig "benutzt" aussieht. Besonders wenn Falco oder ich kochen. Außerdem kümmert er sich auch ein wenig um uns. Oft kauft er ein paar Kleinigkeiten an Essen für uns ein, wenn wir nach einem Wettkampf zurückkommen und sonst nichts an Essbarem hätten. Es ist echt ein lustiges und gutes Team, was hier zusammenwohnt...

Eigentlich wollte ich auch noch einige Klausuren nachholen, aber da diese momentan von der Uni nicht angeboten werden, bin ich zu einer Zwangspause verpflichtet worden. Bis Ende Juni stehen noch ca. 15 Prüfungsleistungen an und dann bin ich mit allen Klausuren fertig. Ab Juli wird es also wesentlich ruhiger und ich denke, im nächsten Jahr werde ich nicht sofort mit meinem Master weitermachen, da ich das Gefühl habe, ein wenig Pause zu benötigen. Bei einer Doppelbelastung, wie ich sie momentan habe, ist es nicht möglich, irgendwas neben dem Sport und dem Studium zu machen. Zumindest schaffe ich es nicht: Es verbleibt kaum Freizeit und selbst beste Freunde sieht man nur alle 2 Monate. Natürlich könnte man argumentieren, dass ich ein wenig kürzer treten sollte und mein Studium um evtl. ein Semester verlängern könnte, aber dies möchte ich einfach nicht. Ich habe zwei wirklich gute Freunde an der Uni, die mich voll mitziehen. Besonders im letzten Semester konnte ich voll auf sie bauen und sie haben mir oft geholfen. Wenn ich kürzer trete, würde mir die Uni wahrscheinlich weniger Spaß machen. Es ist verdammt wichtig, gute Freunde im Studium zu haben, und ohne diese hätte sich mein bisheriger Schnitt im Vergleich zum Abitur nicht so verbessern können. Außerdem bietet ein wenig Studentenleben auch mal ein wenig Abwechslung zum Training.

Carolina und ich haben uns jetzt schon seit drei Wochen nicht mehr gesehen und noch nicht oft waren wir so lange getrennt. Ehrlich gesagt fällt mir keine Zeit ein, in der wir uns für drei Wochen nicht gesehen haben (über Ostern haben wir uns kurz getroffen). Stolz kann ich jedoch von mir vermelden, dass ich entgegen ihrer Behauptung in der Lage bin, die Küche bewohnbar zu halten. Es ist kein komplettes Chaos entstanden und ich habe mehrfach selbstständig (und ohne Aufforderung durch Dritte) gespült. Lediglich beim Einkaufen war es mal wieder ein wenig problematisch. Normalerweise erinnert mich Carolina immer daran, wenn wir wieder einkaufen müssen, da ich dieses immer ein wenig vor mir herschiebe. Außerdem hat sie den besseren Überblick darüber, was genau wir brauchen, und wenn ich dann verloren im Supermarkt stehe, kaufe ich immer nur das, wozu ich gerade Hunger habe und nicht mehr. Dies ist dann meistens genau so teuer, als wenn wir normal einkaufen, aber leider hält der Einkauf dann nur zwei Tage und danach gibt es nur noch Brot...

In den nächsten Tagen werden unsere neuen Schlittschuhe ankommen, da diese für Carolina maßangefertigt worden sind.

Neu für uns seit diesem Monat ist auch, dass wir jetzt im ADAMS Testpool sind. Kurz vor der WM haben wir eine Mail bekommen und müssen jetzt für jeden Tag immer drei Monate im Voraus angeben, wo wir sein werden. Natürlich kann man die Daten wieder ändern, aber das ist kompliziert und nervig. Zum Glück fallen wir nicht unter die "1-Stunden-Regelung", bei der man dieses stundengenau angeben muss.

Bei all diesen Dingen ging der April doch viel zu schnell vorbei. Ich hätte noch viel mehr Zeit gebraucht, um wirklich all das zu machen, wozu ich noch Lust habe. Besonders mit ein paar Freunden konnte ich nicht so viel Zeit verbringen, wie ich es gerne getan hätte... Außerdem hätte ich noch mehr lernen müssen und mein Zimmer muss auch mal wieder renoviert werden. Einen Tanzkurs hätte ich auch gerne gemacht, und auf dem Eis hatte ich versprochen, jemandem zu helfen. Wahrscheinlich hat man nie genug Zeit für alles...

Viele Grüße

Daniel

 

 




 

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