Journal



Juli 2009


Der wahrscheinlich ruhigste Monat dieser Saison ist zu Ende gegangen. Seit dem 01.06. ist die Eisbahn an den Dortmunder Westfalenhallen abgetaut. Wir versuchen, das Beste aus der Situation zu machen und halten uns mit Konditions-, Athletik-, Ballett-, Tanz-, Akrobatik-, Krafttraining und Ausdauerläufen fit. Einfach schon ins Trainingslager fahren konnten wir leider nicht, da Daniel noch bis Ende Juni Pflichttermine an seiner Uni wahrnehmen musste und zudem in dem Zeitraum seine letzten Prüfungen absolvierte. Zusätzlich hatten wir noch den Konditionstest der DEU zu absolvieren und zwischendurch waren wir beide noch zu einem Spendenlauf in Dortmund eingeladen worden. Für jeden Teilnehmer wurde ein bestimmter Betrag an die Kinder-Rheumastiftung gespendet.

Die Prüfungszeit ist extrem stressig für Daniel, und obwohl man auf dem Eis vor wichtigen Wettbewerben auch aufgeregt ist, sind schulische Prüfungssituationen mit dem nicht zu vergleichen. Im Vergleich zum Eislaufen kann man bei schulischen Prüfungen immer noch in der Nacht davor viel lernen, so dass man die Prüfung doch irgendwie besteht. Dann hat man hinterher einen Abschluss in der Tasche, der einem nicht mehr genommen werden kann, und zudem lernt man schließlich doch auch etwas fürs Leben. Auch wenn es manchmal sicherlich fraglich ist, ob der Inhalt des Gelernten entscheidend ist oder der Lernprozess. Mir hat mal ein Lehrer verraten, dass man seiner Meinung nach im späteren Leben höchstens 5% von dem wirklich braucht, was man in der Schule gelernt hat. Jedoch muss man bedenken, dass bei jedem diese 5% anderes Wissen beinhalten und dass man in der Schule nicht nur reines greifbares Wissen vermittelt bekommt. Vor allem lernt man Strukturen, Regeln und viel Soziales, ohne welches ein späteres Leben in unserer Gesellschaft unvorstellbar wäre.

Dieses Frühjahr durften meine Großeltern Goldhochzeit feiern und weil unsere Familie sehr über Deutschland verstreut lebt und alle viel beschäftigt sind, hatten wir es bis Juni nicht geschafft, einen Termin zum Feiern festzulegen, an dem auch wirklich alle können. Dieses haben wir dann Anfang Juni zusammen auf Rügen gefeiert. Mit "alle" sind nicht einmal viele gemeint, denn zum engsten Kreis der Familie gehören bei uns natürlich die 7 Kinder, meine Eltern, meine Oma väterlicherseits, mein Onkel und natürlich meine Großeltern selber. Zudem dufte (wer hat) jeder Freund oder Freundin mitbringen und Freunde von vor Ort waren auch eingeladen. Leider konnte unser kleiner Neffe nicht anwesend sein, da die Freundin meines Bruders verhindert war. Wir hatten erst überlegt, ob wir die Feierlichkeiten in einem Restaurant stattfinden lassen sollten, uns jedoch dann für den Reiterhof meiner Mutter entschieden. Somit waren alle den gesamten Vormittag damit beschäftigt umzuräumen, aufzubauen und zu schmücken. Am Abend wurde Essen geliefert und anschließend durften meine Großeltern als Höhepunkt noch eine mehrstöckige Hochzeitstorte anschneiden. Insgesamt war es ein wirklich schöner Abend, der viel zu schnell zu Ende ging. Leider finden solche Zusammenkünfte von Familie und Freunden viel zu selten statt, sodass es wirklich etwas Besonderes ist, ein Wochenende mal nur mit denen zu verbringen, die einen schon kannten, als man noch in Windeln und ohne Schlittschuhe war.

Ein anderes Wochenende konnte Daniel sich lerntechnisch halbwegs freischaufeln, sodass wir nach Berlin fahren konnten, um mit Herrn Skotnicky den Golden Waltz zu erarbeiten. Der Golden Waltz, so behaupten manche, sei der schwierigste Pflichttanz, den es gibt. Es ist ein wirklich komplizierter und schneller Tanz zu laufen, jedoch für das Auge wirklich schön (vorausgesetzt, er wird angemessen dargebracht) und sicherlich ist die Kombination mit dem Tango Romantica für die nächste Saison olympiatauglich. Hinzu kommt, dass es wahrscheinlich die beiden letzten Pflichttänze sein werden, die wir aktiv laufen, da ab der Saison 2010/2011 eine Kombination aus Pflicht- und Originaltanz geplant ist. Immerhin haben wir es dann geschafft, jeden offiziellen ISU-Pflichttanz mindestens ein Jahr gelaufen zu sein.

Bei einem neuen Pflichttanz ist es meist notwendig, dass jede einzelne Schrittkombination, ja wenn nicht gar jeder einzelne Schritt, durchgesprochen wird, um sich ganz penibel genau zu erklären, wie der Schritt funktioniert. Meist steht man stundenlang auf dem Eis, um Probleme genauestens auszufiltern und Fehler zu beheben. So kann es durchaus sein, dass man 3 oder 4 Stunden an einer ¼ Runde des Pflichttanzes rumtüftelt, bis man endlich eine Variante gefunden hat, die individuell für das Paar passt und trotzdem den Regeln und Vorgaben des Tanzes entspricht.

Leider konnten wir im vergangenen Monat nicht an unseren Programmen arbeiten und müssen dementsprechend viel im Juli aufholen. Jedoch bin ich zuversichtlich, dass dieses mit Victor und Maikki klappen wird.

Nachdem Daniel wieder nach Dortmund oder vielmehr Iserlohn zur Uni gefahren war, habe ich mich auf den Weg gemacht, um in Chemnitz meine neuen Schlittschuhe einzulaufen. Meine alten haben schon über 2 Jahre auf dem Buckel und gleichen eher Pantoffeln als festen Lederschuhen. Eigentlich hätte ich schon im Januar oder Februar neue Schuhe haben sollen, jedoch gab es bei der Lieferung einige Probleme, sodass ich etwa 4 Monate auf die Schlittschuhe warten musste. Um nun nicht noch eine Woche Training in Vancouver zu verlieren, wollte ich ein paar Tage aufs Eis und die Schuhe ausprobieren. Leider gibt es ein paar Probleme mit dem Modell und daher komme ich wohl doch nicht drum herum, in Vancouver doch neue einzulaufen. Zusätzlich habe ich mich viel um unsere neuen Kostüme gekümmert, damit diese angefertigt werden können, während wir in Vancouver zum Sommertraining sind.

Unser Flug nach Vancouver ging am 29.6.2009 und ich habe mich schon sehr darauf gefreut, unsere dortigen Freunde wieder zu treffen und das Training aufzunehmen. Es wird sicherlich eine sehr harte Zeit, die hoffentlich trotzdem mit viel Spaß und guter Laune durchgestanden wird. Vancouver ist eine einmalige Stadt, in der jeder einmal gewesen sein sollte.

Carolina (und Daniel)

 

 




 

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