Journal
Januar 2012
Unser letztes Journal endete mit dem Wettbewerb in Olomouc. Wir waren froh, nach den etwas stressigen Wochen nun das Training etwas runterfahren zu können, um uns auszukurieren.
Für ein paar Tage kündigte sich dankbarerweise der Bundestrainer Martin Skotnicky in Berlin an, um mit uns zu arbeiten. An einem der Trainingstage schaute zufällig unser Chef von der Bundeswehr beim Training vorbei und brachte zwei Reporterinnen eines BW-Magazins mit. Es sollte ein kleiner Bericht über uns erscheinen, und so saßen die beiden in der kalten Eishockeyhalle und schauten uns zu, wie Herr Skotnicky eine winzige Schrittkombination üben ließ. Sie waren fasziniert davon, wie er die verschiedenen Korrekturen gab und genauestens kleinste Fehler der Hüftstellung am Spurenbild erkennen konnte. Es ist sicherlich etwas, das unseren Sport ausmacht. Herr Skotnicky erzählte einmal, wie Petri Kokko regelmäßig nach dem normalen Training in der Halle blieb und korrektes Bögengleiten übte oder Kati und René nach Oberstdorf kamen und Herrn Skotnicky zuerst für verrückt erklären wollten, weil er zwei Wochen mit ihnen nur Einwärtsbögen übte, wo sie selber (noch) keinen Unterschied verstanden.
Leider ist ein so intensives Training nur möglich, wenn man bei ihm fest trainiert, aber wir geben uns alle Mühe, in der kurzen Zeit, die wir mit ihm haben, möglichst viel mitzunehmen. Oft schreiben wir alle Korrekturen nach dem Training auf, um nichts zu vergessen.
Der nächste Wettbewerb war vom 16. bis zu 18. Dezember in Istanbul. Irgendwie war es etwas ganz Besonderes für uns, da wir erstens noch nie dort waren und zweiten die Stadt sowieso noch sehr eiskunstlaufuntypisch ist. Wir kauften uns einen Reiseführer und druckten einige Informationen über die Stadt aus dem Internet aus. Wir wollten in der kurzen Zeit möglichst viel sehen und eben auch wissen, was es zu sehen gab. Zugute kam uns, dass wir einen Tag zwischen den Wettbewerben (SD und Kür) hatten und auch unser Rückflug erst Sonntagnachmittag war, sodass wir die Zeit vorher gut nutzen konnten. Am ersten Sightseeingtag hatte Daniel einen Bus vom Organisationskomitee organisieren können, der uns direkt ins Stadtzentrum brachte und später auch dort abholte. Die Blaue Moschee, Hagia Sophia, der Große Basar, überall wollten wir wenigstens einen flüchtigen Blick drauf werfen. Mit uns zusammen unterwegs waren Kim Lucine, Misha Ge und ein paar türkische Einzelläufer, die uns herumführten und dabei die Stadt zeigten.
Insgesamt war der Wettbewerb gut organisiert und auch die Eishalle war sehr modern. Diese war innerhalb einer großen befestigten Mauer, die angeblich 40 km lang war und ehemals als Gefängnis diente. Worüber es den einen oder anderen Witz bezüglich der Preisrichter gab. Ob das nun stimmt oder nicht, wissen wir bis heute leider immer noch nicht, aber auch schon allein das Bauwerk war sehr beeindruckend.
Der Wettbewerb an sich lief für uns leider nicht so gut. Im Short Dance hatten wir leider mal wieder Levelprobleme und irgendwie lief es einfach nicht rund. Pech für uns war, dass der Wettbewerb kurzfristig um 20 Minuten verschoben war, wir aber schon in Schlittschuhen fertig an der Bande warteten und somit nicht richtig warm wurden. Die Kür am Samstag war hingegen wieder ganz gut.
Am Tag des Abflugs fuhren wir noch kurz mit der Fähre rüber nach Asien und gaben unsere restlichen türkischen Lira für seltsame Lebensmittel aus, die wir vorher noch nie gesehen hatten. Beispielsweise kauften wir eine Quitte, ohne zu wissen, was das war. In den letzten Wettbewerben haben wir damit angefangen und sind nun immer auf der Suche nach exotischen Lebensmitteln. Aus Frankreich gab es beispielsweise Quiche.
Der Weihnachtstress hielt sich für uns sehr in Grenzen, da es in diesem Jahr kein allgemeines großes Weihnachtsfest der Familie Hermann gab. Eigentlich hatten wir geplant, nur kurz für 2 Tage unsere Mutter und kleineren Geschwister, die auf Rügen leben, zu besuchen, aber da sich dort eine Grippewelle ausbreitete, fuhren wir doch lieber zu unserem Vater nach Sprockhövel. Dank diesem Spontanentschluss waren die Tage sicherlich noch entspannter als wenn etwas geplant gewesen wäre.
Schon am 25.12. kehrten wir abends zurück nach Berlin und fuhren am 27. nach dem Training mit dem Zug nach Regensburg, um an der Show-Wintertour von Daniel Weiss teilzunehmen. Es waren 3 Shows geplant. Am 28.12. die Charivari-Gala in Regensburg, am 29.12. die Eisgala in Bozen und am 30.12. die Silvestergala in Oberstdorf. Vor den Shows wurde in Regensburg bis zum späten Abend und am Vormittag des Showtages eine kleine Choreographie fürs Opening und Finale geprobt, und schon sollte es losgehen. Stars des Abends waren unsere deutschen Paarlaufweltmeister Aljona Savchenko und Robin Szolkowy, aber auch die anderen Läufer hatten sich bereits einen Namen in der Eislaufwelt gemacht. Hierbei waren Albena Denkova und Maxim Staviski, Carolina Kostner, Sarah Meier, Kevin van der Perren und einige andere. Für uns ist es immer eine Ehre, mit solch hochkarätigen Läufern auf dem Eis zu stehen und dann auch noch zusammen die Tour mitzugestalten. Dass auch bei einer solchen Tour schnell organisatorisch etwas schief laufen kann, zeigte die Busfahrt von Bozen nach Oberstdorf. Unterwegs stellte sich heraus, dass der Fernpass von Österreich nach Deutschland wegen des Schneefalls gesperrt war und wir somit den Umweg über München machen mussten. So wurden aus den geplanten 4 Stunden Busfahrt kurzerhand 7 Stunden, womit wir gerade einmal 1 Stunde vorm Publikumseinlass in Oberstdorf waren. Da es nur eine kurze Kamera- und Tonprobe für Eurosport brauchte, klappte dann doch alles, sodass die Show mit großem Erfolg stattfand. Am aufgeregtesten war Daniel immer bei Violettas Hula-Hoop-Reifennummer, bei der er kurzfristig eingesprungen war, da ihr Partner aufgrund einer Verletzung nicht aus Kanada mitgekommen war. Die Aufgabe, die er dabei hatte, war vielleicht nicht besonders schwer, aber einen Fehler in einer fremden Nummer zu machen, wäre besonders unangenehm gewesen. Spaß gemacht hat es auf jeden Fall und er war auch beeindruckt davon, wie genau Violetta die Reifen auf ihn werfen konnte.
Die Shows machten viel Spaß, aber um nicht den eigentlichen Wettkampfsport und unsere Deutsche Meisterschaft aus den Augen zu verlieren, zeigten wir immer abwechselnd die Kombination aus unserem Showprogramm (Pink Panther) und einem Wettkampfprogramm (Short Dance oder Kür).
Nach der Show in Oberstdorf bleiben wir für die Woche bis zu den Deutschen Meisterschaften, die ja auch in Oberstdorf stattfinden sollen, vor Ort und nutzen noch einmal die Möglichkeit, uns vom Bundestrainer ein wenig helfen zu lassen.
Von den Deutschen Meisterschaften berichten wir dann im nächsten Journal.
Liebe Grüße und ein frohes neues Jahr,
Carolina und Daniel
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