Journal



April 2009


Dortmund

Es ist schon fast erschreckend, wie schnell die Zeit vergeht und was alles in der letzten Saison passiert ist. Bei einer Autofahrt vor einigen Wochen haben wir uns mal ein wenig unterhalten und überlegt, wo wir heute vor einem Jahr standen. Wir waren damals dabei, unseren Vancouveraufenthalt zu planen und wussten nicht, was uns in den nächsten Monaten erwarten würde. Was uns jetzt in der Zukunft erwarten wird, wissen wir auch noch nicht, jedoch wissen wir, dass unsere Sorgen damals grundlos waren. Zusätzlich war Carolina gerade im Abiturstress und auch dieses hat sie bestanden. Dennoch, die Zeit, die jetzt beginnt, ist mit die wichtigste für die Saisonplanung, da man jetzt den Grundstein für die nächste legt.

Als wir nach der Europameisterschaft die weitere Saison geplant haben, hatten wir kurz überlegt, ob wir nicht von China aus (Winter Universiade) direkt nach Los Angeles fliegen sollten, haben die Idee aber schnell wieder verworfen, da wir nicht soviel Gepäck hätten mitnehmen dürfen. In China war es, wie im letzten Journaleintrag beschrieben, sehr kalt, und in LA hatten wir Temperaturen von bis zu 28 Grad. Bei Temperaturunterschieden von fast 45° kommt man mit den üblichen 2 mal 23 Kilogramm Gepäck nur schwer aus, wenn man bedenkt, dass bei Eistänzern fast ein kompletter Koffer mit Kostümen, Schlittschuhen und Trainingsbekleidung benötigt wird. Der Vorteil wäre gewesen, dass wir uns vorab an die Zeitumstellung gewöhnen hätten können und es evtl. ein wenig stressfreier gewesen wäre.

Nach unserer Rückkehr aus China sind wir wieder sofort in unseren normalen Tageszyklus eingestiegen. Praktikum, Studium und Training also. Daniel hat noch eine Klausur geschrieben und konnte seinen Rückstand auf 5 Prüfungsleistungen verringern. Im Training mussten wir uns nun entscheiden, ob wir in unseren OD die Rose mit einbeziehen wollten oder nicht. Zusätzlich haben wir besonders im Paso Doble angefangen mit einem Parketttänzer zu arbeiten, da wir in China gemerkt hatten, dass die anderen Paare mehr Präsenz im Paso Doble zeigen konnten. An einfachen Dingen wie Ein- und Auslaufen haben wir geübt, um hier schon verstärkt präsent zu sein. Bei der WM ist uns dieser Trend erneut aufgefallen, als wir gesehen haben, wie viele Paare ein einstudiertes Einlaufen haben. Im Fernsehen wird dieses wahrscheinlich oft rausgeschnitten, aber in der Halle wirkt es unserer Meinung nach sehr gut, wenn es nicht übertrieben wird.

Oberstdorf

Vor der WM war in Dortmund der Deutschlandpokal, weshalb wir nach Oberstdorf gefahren sind, um uns dort noch ein wenig mit Herrn Sinicyn und Herrn Skotnicky vorzubereiten. Da wir dieses sehr spontan geplant haben, sind wir mit dem Auto gefahren, da eine Zugfahrt zum Sparpreis nicht mehr verfügbar war. Unser Auto ist ein 16 Jahre alter Peugeot, den Daniel primär nutzt, um damit täglich zur Uni zu fahren. Lange Strecken versuchen wir zu vermeiden, obwohl das Auto in einem noch recht guten Zustand ist. Die erste Zeit kamen wir gut voran und wir waren überrascht, laut Navigationsanzeige sogar ein wenig Zeit gut zu machen. Carolina hat geschlafen, als auf der Autobahn die Tankanzeige aufgeleuchtet hat und Daniel zum Tanken aufgefordert wurde. Da sich in ca. 8 Kilometern eine Tankstelle befinden sollte, fuhr Daniel von der Autobahn ab, um dort zu tanken. Leider kamen wir nicht mehr so weit und mussten mitten auf der Bundesstraße notgedrungen im Seitengraben halten. Daniel hat dabei schlauerweise schräg in einem Graben eingeparkt. Da wir jedoch nicht wussten, ob wir wegen des Benzins oder wegen eines anderen Grundes liegen geblieben waren, machte sich Caro sofort auf den Weg, die restlichen 3 Kilometer zur Tankstelle zu joggen, einen Ersatzkanister zu kaufen und wieder zurückzulaufen. Da der Wagen jedoch schräg stand, konnte dieser das Benzin nicht ansaugen und wir mussten den ADAC rufen um uns herauszuziehen. Ein wenig peinlich war das schon. Seitdem haben wir auch einen Ersatzkanister im Auto liegen. Als wir am nächsten Rastplatz Pause machten, auch um zu wechseln, weil Carolina weiterfahren wollte, lernten wir Andi kennen. Andi war gerade auf dem Weg zu einer Präsentation über seine Rucksackerkundungsreise durch die Mongolei und war entsprechend landestypisch gekleidet. Als er uns fragte, ob wir ihn ca. 40 km nach Stuttgart mitnehmen könnten, waren wir beide sehr verlegen, aber da uns keine Ausrede einfiel, sagten wir letztendlich zu. Mit einem flauen Gefühl im Magen fuhren wir mit Andi los und unterhielten uns die komplette Zeit mit ihm. Es war wirklich interessant, sich mit ihm über die Mongolei zu unterhalten, da wir ja gerade aus China zurückkamen und wir dadurch unsere Eindrücke austauschen konnten. Andi hat uns später ins Gästebuch geschrieben und sich noch einmal für unser Mitnehmen bedankt. Ob wir allerdings noch einmal jemanden mitnehmen würden, wissen wir nicht, da man wirklich nicht weiß, wen man dort mitnimmt. In Oberstdorf wohnten wir bei Freunden, um die Unterkunftskosten sparen zu können, und da wir uns jetzt beide zum ersten Mal seit langer Zeit nur auf das Training konzentrierten, war dieses für uns beide eine wirkliche Entspannung kurz vor der WM. Die Rückfahrt verlief wesentlich ruhiger als die Hinfahrt, nur ein Stau kam uns ein wenig in die Quere.

Nach unserem Aufenthalt in Oberstdorf beendete Daniel sein Praktikum und war glücklich darüber, dieses in den Semesterferien durchgezogen zu haben. Das Praktikum hat ihm viel Spaß gemacht und war eine sehr lehrreiche Erfahrung für ihn. Es war wirklich spannend, da man ihn in das Projekt richtig integriert hatte und er eigenverantwortlich Aufgaben übernehmen durfte.

Anaheim (USA)

Am 18. März flogen wir von Frankfurt aus direkt nach Los Angeles. Von dort aus ging es in die Nachbarstadt Anaheim, in der Herr Kany von der Zeitschrift Pirouette dem deutschen Team Hotel und Eiszeiten organisiert hatte. Dies war von der DEU extra organisiert worden, damit keiner der Sportler Probleme mit der Zeitumstellung haben sollte. Das Hotel, in dem wir wohnten, war zwar direkt an einem Highway gelegen, jedoch sehr schön und nahe bei der Eishalle. Das Hotel hatte im Innenhof einen großen Pool und einen kleinen Kraftraum. Da wir als erstes vor Ort waren (die anderen sind später von München aus geflogen), gingen wir noch am selben Abend nach Downtown Disney. Dies ist eine Art Stadt vor dem Disneyland und wurde uns vom Hotelpersonal empfohlen, da es sehr nahe gelegen war. Wir verbrachten dort ein paar Stunden, bevor wir zum Hotel zurückgingen.

Die Eishalle, in der wir in Anaheim trainierten, war sehr kalt und hatte leider auch Olympische Maße. Eine Bahn mit Olympischen Maßen ist 30 x 60 Meter groß, während eine Bahn mit nordamerikanischen Größen 26 x 61 Meter groß ist. Leider waren alle Bahnen mit nordamerikanischen Größen bereits vergeben worden. Dieses erfordert ein wenig Umstellungszeit, da die Flächen während der Weltmeisterschaft alle nordamerikanischer Größe waren.

Da wir auch hier in Anaheim viel Freizeit hatten, fuhren wir viel durch die Gegend oder verbrachten die Nachmittage am Pool im Hotel. Am Freitagnachmittag fuhren wir direkt nach dem Training nach Newport Beach, um wenigstens einmal den Stand sehen zu können. Leider war das Wetter nicht so gut und es reichte nur für einen kleinen Strandspaziergang und um mit den Füßen ins Wasser zu gehen.

Los Angeles

Als wir am Samstag in LA ins offizielle Hotel gezogen waren, trafen wir gleich die Franzosen, die ein ähnliches Trainingslager in San Diego gemacht hatten. Nachmittags sind wir dann zum Walk of Fame gefahren. Es war sehr schön da, jedoch vermissten wir ein wenig etwas, was wir noch nicht aus Fernsehen oder Reiseführer kannten. Im Grunde konnte man nur Dinge sehen, die man schon einmal gesehen hatte. Dennoch schlenderten wir hier einige Stunden herum, suchten und entdeckten auch das Kodak Theatre, wo die Oscar-Verleihungen stattfinden, und konnten von hier aus die Hollywood-Zeichen sehen. Leider hatte Daniel vergessen, die Kamera zu laden, und somit konnten wir hier nur wenige Fotos machen.

In Los Angeles selbst konnte man sehr gut ohne Auto vorwärts kommen. Das Hotel war mitten in der Downtown gelegen und das Staples Center, also die Trainings- und Wettkampfshalle, war zu Fuß in ca. 15 Minuten gut zu erreichen. Wenn man den Bus verpasst hatte, konnte man problemlos und schnell zur Halle laufen. Auf dem Weg zur Eishalle lag das Grammy Museum, aber leider haben wir es bis zum Schluss nicht geschafft, dort hineinzugehen. Die Gegend um das Hotel selbst war gut, ging man jedoch ca. 10 Blocks weit weg, stand man mitten in einem Armenviertel. Wir selbst haben dieses nie gesehen, doch hat man uns gewarnt, sich nachts zu weit weg vom Hotel aufzuhalten. Bei einem unserer Spaziergänge haben wir zufällig die Walt Disney Concert Hall entdeckt, die nur 3 Blocks entfernt lag. Einer von Daniels Lieblingsfilmen wurde teilweise an der Walt Disney Concert Hall gedreht und es war interessant zu wissen, dass hier ein richtiger Kinofilm gedreht wurde.

Carolina hat sich ihr Zimmer mit Maylin Hausch geteilt und Daniel war mit Peter Liebers zusammen. Die Zimmer waren sehr groß und gut eingerichtet. Gestört hat allerdings, dass man kein Fenster öffnen konnte. Belüftet wurde das Zimmer ausschließlich über die Klimaanlage. Bei zwei Paar nassen Schlittschuhen und Kostümen, die im Zimmer getrocknet sind, kam somit manchmal ein etwas netter Geruch zustande. Mit den Klimaanlagen wird sowieso ein wenig übertrieben. Es ist immer alles klimatisiert und meistens viel zu kalt eingestellt. Wenn man rausgegangen ist, musste man sich immer noch eine Jacke oder einen Pulli mitnehmen, da man ansonsten in den Geschäften gefroren hat. Dieses galt besonders für das Staples Center. Wenn wir uns die Wettkämpfe nach unseren Läufen angeschaut haben, haben wir uns immer zwei leichte Jacken mitgenommen, um nicht zu frieren. Im Staples Center könnte dies daran liegen, dass die Halle normalerweise mit 20 000 Menschen gefüllt ist und bei den Eistanzwettbewerben diese natürlich nicht alle da waren. Aufgrund der Pressetribüne war die Halle sowieso auf ca. 14 000 Sitzplätze verkleinert worden. Aber auch diese 14 000 Plätze wurden nie vollständig besetzt. Am vollsten war es bei der Kürentscheidung der Damen, wo die Halle evtl. zu 85% gefüllt war. Insgesamt war die Halle sehr schön und modern. Wenn man von unten nach oben geschaut hat, war sie zwar groß, aber noch lange nicht so groß, wie wenn man von oben nach unten geschaut hat. Als wir das erste Mal auf der obersten Tribüne nach dem Pflichttanz saßen, ist uns erst einmal aufgefallen, wie groß die Halle ist. Der Aufbau der Halle war ein wenig verwirrend, da es unterschiedliche Ebenen gab, die man nicht immer von der darunter liegenden Ebene aus erreichen konnte. Es war alles darauf ausgelegt, immer den Fahrstuhl zu benutzen anstatt die Treppen zu verwenden. Als wir einmal nach dem Wettkampf von der zweiten Ebene zur dritten Ebene hoch wollten, wurde es uns verboten, die Treppen zu benutzen, und wir mussten den Fahrstuhl nehmen. Auch war es uns verboten, die Besuchereingänge zu benutzen, und wir mussten jedes Mal durch einen einzelnen Eingang zur Halle kommen. Da jedoch an beiden Eingängen Sicherheitskontrollen durchgeführt wurden, bei dem jeder Koffer aufgemacht wurde, musste man immer einige Zeit warten, bis man in die Halle kam.

Unser Essen im Hotel war super. Für uns als Vegetarier gab es dort immer eine Menge Auswahl und abgesehen vom Brot, was fehlte, gab es eine Menge guter Sachen und jeden Tag ein Salatbuffet. Wasserflaschen gab es allerdings nur in der Eishalle.

Von unseren Englischkenntnissen waren wir beide erstaunt, als wir gemerkt haben, wie viel Fernsehen wir noch verstanden. Wir haben im Sommer in Kanada nur wenig Fernsehen geschaut, waren aber jetzt überrascht, wie viel noch hängen geblieben ist. Leider wurde der Wettkampf selbst nicht auf einem unserer Hotelfernseher übertragen, weshalb wir die Ergebnisse, wenn wir nicht in der Halle waren, nur online einsehen konnten. Was uns bei der Werbung allerdings aufgefallen ist, ist dass diese ganz anders aufgebaut ist als die deutsche Fernsehwerbung. Es wird viel mit der Angst vor dem gesellschaftlichen Ausschluss geworben und damit, wie man sich am besten integrieren kann. Außerdem wird viel damit geworben, dass Essen glücklich macht und man seiner Familie am besten fertiges Essen kocht.

Unsere Trainingshalle war direkt neben dem Staples Center in einer Messehalle aufgebaut. Neben der Eisbahn gab es sogar einige Tribünen und das Training war recht gut besucht dafür, dass es nur Training war. Als wir einmal direkt nach den Damen Training hatten, haben wir noch die letzte Gruppe der Damen auf dem Eis gesehen. Bei dieser Gruppe waren die ganzen Tribünen voll und wegen Yu-Na Kim waren extra einige Fernsehteams und Fotografen in der Halle. Schön war der Zusammenhalt zwischen dem gesamten deutschen Team, und nach dem Training sind wir oft noch gemeinsam zum Essen gegangen. Mit Aljona und Robin haben natürlich alle mitgefiebert und es war super, dass sie es geschafft haben. Einen Weltmeister im Team zu haben bei seiner ersten WM war ein tolles Gefühl, und auch bei Peter waren alle aufgeregt wegen seiner Schlittschuhe, die nicht mit ihm angekommen waren. Als Peter glücklicherweise seine alten Schuhe am Sonntag nachgeschickt bekommen hatte, schaffte er es sogar, einen dreifachen Axel im Training zu springen, und wir haben beide nicht damit gerechnet, dass er es nicht ins Finale schaffen könnte. Dass es am Ende so knapp war, ist echt ärgerlich.

Der Fächer, den wir in der Tränenecke nach dem Paso Doble gezeigt haben, war ein Geschenk unseres neuen Parketttanztrainers. Am letzten Tag vor unserer Abreise ist er extra noch für eine Stunde vorbeigekommen und hat ihn uns mitgebracht. Mit dem Paso Doble selbst waren wir nicht ganz zufrieden. Daniel ist zwei Mal in der Breakpassage weggerutscht, da er sein Gewicht zu weit hinten im Schuh stehen hatte. Mit dem 20. Platz waren wir natürlich nicht ganz zufrieden und wollten deshalb im OD angreifen.

Riskant war dabei die Entscheidung mit der Rose. Wir wollten dieses unbedingt zeigen, da es in China gut aufgenommen wurde, riskierten dabei aber einen Punkt Abzug, sollte diese hinfallen. Beim Abschlusstraining passierte es Daniel natürlich auch prompt, dass er die Rose in der Schlusspose verlor und damit eine Deduktion bekommen hätte. Fast wäre es uns auch nicht möglich gewesen, überhaupt mit der Rose zu laufen, da uns beim Training in Anaheim die Rose vom Stiel abgebrochen ist. Reparieren konnten wir dies nicht und somit haben wir schnell eine Email an unsere Oma geschrieben, die einen Tag vor ihrem Abflug dann nach Iserlohn gefahren ist, um dort eine neue Rose abzuholen. Zum Glück hatte die Frau, die uns damals die Rose gebastelt hatte, noch eine vorrätig. Während des Aufwärmens hatte Vitali dann die Idee, die Rose ins Publikum zu werfen, wenn wir gut laufen würden. Dass Daniel dies ein wenig unelegant gelöst hatte, war uns schon in der Tränenecke klar, und wir mussten alle lachen, als wir dieses dann in Slow Motion gesehen haben. Die 16. OD- Wertung war spitze für uns und wir haben uns gefreut, als wir nach dem OD auf Platz 18 lagen. In der Kür sind wir gut gelaufen und hatten ein wenig Glück, sogar noch auf Platz 17 vorzurücken. Als wir dann erfuhren, dass wir sogar einen Olympiaplatz holen würden, wenn sich bei den oberen Paaren nichts mehr ändert, waren wir nach dem Laufen sogar fast aufgeregter als vor dem Laufen und haben mitgezittert, dass sich nichts verändert. Die Franzosen durften insgesamt maximal nur zwei Plätze gut machen und eine andere Nation durfte sich nicht um einen Platz verbessern. Dass es gereicht hat, war genial, aber wir wissen, dass der Platz nicht uns gehört und es noch einen harten Kampf um den Platz geben wird. Ob das NOK überhaupt am Ende jemanden nominieren wird, ist fraglich.

Das Make-up und die Haare wurden Daniel bei allen drei Läufen von dem Stylisten gemacht, der sich sonst um Nicole Kidman und Celine Dion kümmert. Wahrscheinlich wurde er noch nie vorher so stark geschminkt, aber somit hatte der dieses Mal wenigstens keine Ränder und das Make-up war nicht nur auf den Wangen verteilt. Carolina war jedenfalls begeistert davon, sich nicht jedes Mal vor dem Laufen noch Sorgen um Daniels Make-up machen zu müssen. Direkt nach der Kür traf Daniel auf dem Weg zu unseren Eltern (diese waren gekommen, da wir Bekannte in Los Angeles haben und es sehr günstige Flüge gab) einen Mann auf dem Flur, der sich ihm als der Komponist unserer Kür vorstellte. Er sei mit seiner Mutter zu dem Wettkampf gekommen, da diese Eistanzen liebte, und war hocherfreut über unsere Musikauswahl. Ob dieses stimmt, wissen wir nicht, jedoch hat er ihm eine Website genannt, auf der er den Song tatsächlich mit einer Band singt. Daran sieht man vielleicht, wer einem alles in LA über den Weg laufen kann....

Nach der Kür haben wir uns noch kurz mit unserer Kostümdesignerin getroffen. Zwar lassen wir unsere Kostüme in Tschechien machen, jedoch suchen wir auch immer noch andere Ideen, die wir dann mit der Schneiderin vor Ort diskutieren. Unsere Designerin studiert in San Diego, die Idee mit dem OD-Kostüm stammt komplett von ihr. Außerdem haben wir noch zufällig Brian Boitano und Renée Roca getroffen, die wir noch von der Abschiedstournee mit Katarina Witt kannten. Daniel hatte das Glück, zur Dopingkontrolle ausgelost zu werden und war somit noch etwas länger in der Eishalle. Dadurch wusste er auch schon am gleichen Abend sicher, dass wir den Olympiaplatz geholt haben.

Am Tag nach dem Kürwettbewerb fuhren wir mit ein paar anderen Freunden zu den Universal Studios. Der Eintritt war zwar nicht besonders günstig, aber zu Glück hatten wir $15 Ermäßigungskarten im Hotel bekommen. Das Highlight der Studios war eine Rundfahrt durch die Universal Studios, außerdem gab es noch ein paar Achterbahnen und andere Attraktionen. Die Rundfahrt war echt interessant und wir sind beispielsweise durch Drehplätze von Fluch der Karibik und Desperate Housewives gefahren. Spannende Effekte von 2 Fast and 2 Furious wurden uns gezeigt und die Rundfahrt war echt super. Als wir auch in eine andere Attraktion gehen wollten, durften wir unsere Rücksäcke nicht mitnehmen und mussten diese in Spinden abschließen. Bei den Spinden gab es jedoch keine Schlüssel, sondern es wurden Fingerabdrücke genommen und diese wurden zum Wiederöffnen des Spindes verwendet. Das ging alles sehr einfach und schnell und war zudem superpraktisch, da man keinen Schlüssel verlieren konnte.

Abends ging es dann zur Kür der Damen und danach ging es in einer Stretchlimousine zum Abschlussessen der deutschen Mannschaft. Aufgrund des grandiosen Erfolgs von Aljona und Robin wurde dieses privat von einem Funktionär bezahlt. Alle waren total überrascht, als die Limousine vorfuhr und uns dann gesagt wurde, dass diese für uns ist. Leider war diese nicht für 22 Personen ausgelegt und somit wurde es ein wenig eng, als wir ca. eine halbe Stunde nach Santa Monica in ein Restaurant gefahren sind. Die Speisekarte im Restaurant war an diesem Tag extra dem deutschen Team gewidmet worden und somit stand oben auf der Karte ein persönlicher Willkommensgruß. Auf dem Rückweg sind wir dann über Beverly Hills gefahren und konnten einige nette Häuser bestaunen. Laut Reiseführer leben ca. 5 % Celebrities in Beverly Hills und der Rest sind Ärzte, Anwälte, Unternehmer, etc.

Am nächsten Tag sind wir dann gemeinsam mit anderen Sportlern zum Farmers Market gefahren, da es dort einen Abercrombie & Fitch Laden geben sollte, in dem momentan Ausverkauf sein sollte. Fast alle Sportler aus Europa haben sich bei A&F ein Teil gekauft und gegen Ende des Wettbewerbes konnte es vorkommen, dass von 5 Personen am Tisch 3 Klamotten davon anhatten. Wer jemals in einem A&F Store war weiß, wie es dort ist und es ist wirklich interessant zu sehen. Parfüm, Musik, Licht und Models waren für uns persönlich zu viel, obwohl es den anderen sehr gut gefallen hat. Gegen Mittag sind wir dann noch in ein nahe gelegenes Sternobservatorium gefahren, was wirklich sehr schön war. Wir hatten einen guten Blick über ganz LA und waren den Hollywood-Zeichen auch wesentlich näher als noch beim letzten Mal auf dem Walk of Fame. Evtl. war dieses sogar das schönste aller Ausflugsziele....

Vitali ist an diesem Tag bereits zurückgeflogen, hatte jedoch einiges an Verspätung, da das Flugzeug aufgrund eines medizinischen Notfalls in Reykjavik notlanden musste. Unser Rückflug verlief ohne Probleme, auch wenn es beim Einchecken wie bei wahrscheinlich allen amerikanischen Flughäfen ein totales Chaos aufgrund der Sicherheitsbestimmungen war.

Insgesamt war die Weltmeisterschaft eine super Erfahrung. Eine WM in Los Angeles ist etwas ganz Besonderes, und vor allem dann, wenn man Weltmeister im Team hat..... Angst haben wir jetzt eigentlich nur noch vor unserer Kreditkartenabrechnung. Wir haben vor Ort nicht einmal Geld getauscht und alles immer mit Kreditkarte bezahlt, wodurch man schnell den Überblick verlieren kann. Zum Glück haben wir aber beide ein Limit....

Dortmund

Direkt am nächsten Tag ist Daniel wieder in die Uni und gegen Nachmittag hatten wir eine Sportlerehrung der Sportstiftung NRW. Wir wussten zwar nicht, dass wir einen Preis bekommen sollten, jedoch hatte man uns doch gebeten, auf jeden Fall zu kommen. Gerade für Carolina war dieses ein wenig stressig, da sie bereits am nächsten Tag in Dillingen zur Grundausbildung bei der Bundeswehr antreten musste. Daniel hat jetzt endlich mal ein wenig mehr Zeit und kann sich intensiv um sein Studium kümmern. Das Semester hat bereits seit einer Woche wieder begonnen und er hat alle Nachschreibtermine für seine Klausuren verpasst.

Bei der Ehrung waren der Ministerpräsident von NRW Herr Rüttgers, der Bundesinnenminister Herr Schäuble und Landesinnenminister Herr Wolf anwesend. Außerdem waren zufällig unser alter Schuldirektor und Daniels momentaner Geschäftsführer anwesend. Rudi Cerne hat moderiert und als uns der Grund für den Preis bei der Sportlerehrung genannt wurde, waren wir sehr überrascht. Wir wurden hierbei bewusst nicht nur für unsere sportlichen Leistungen geehrt (was auch richtig ist, denn es gibt in NRW bestimmt Sportler, die mehr als einen 12. Platz bei der EM und einen 17. Platz bei der WM vorweisen können), sondern für unsere duale Karriereplanung, für unser selbstständiges Managen und die Persönlichkeit, die wir dabei entwickelt haben. Für uns der tollste Preis, den wir je bekommen haben, da er ehrt, wofür wir fast täglich kämpfen und viel aufgaben. Wir sind beide stolz darauf, das Abitur geschafft zu haben und jetzt zu studieren. Dabei auch noch Freunde zu haben, die nicht aus dem Eislaufen kommen, und trotzdem für den Sport zu leben. Dennoch wissen wir, dass es einige Personen gibt, ohne die wir z.B. eine solche Saison nicht bewältigt hätten....Danke.

Viele Grüße

Carolina und Daniel

 

 




 

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