Interviews
20. Mai 2009 (von www.halternerzeitung.de)
"Eistanz, das hat was"
Von Petra Nachtigäller
DORTMUND Draußen vor der Tür bringt sich der Frühsommer sonnig in Positur, drinnen in der Eishalle ist’s, nun ja, eiskalt. Carolina und Daniel Hermann ficht das nicht an, denn die Deutschen Eistanz-Meister haben ein Ziel, das jedes Zittern lohnt: die Olympischen Winterspiele in Vancouver 2010. Ein Doppel-Interview.
Sie können jetzt mal mit einem Geheimnis aufräumen: Was machen Eisläufer eigentlich im Sommer?
Carolina (lacht): Sie suchen Eis. Da Dortmund im Sommer zwei Monate eisfrei ist, suchen wir nach einem anderen Trainingsort, es geht um den Feinschliff, wir müssen die Programme ans Laufen bekommen. Deshalb werden wir wieder für sechs bis acht Wochen ins kanadische Vancouver reisen, da kennen wir uns bereits aus.
Warum?
Carolina: Wir waren 2008 schon vier Monate da, weil mein Bruder im Rahmen seines Studiums ein Auslandssemester brauchte. In Vancouver haben wir bei Victor Kraatz trainiert, dem Weltmeister 2003, einem gebürtigen Berliner. Das hat uns wirklich weitergebracht.
Dann wissen Sie ja, wie die Olympiastadt aussieht ...
Daniel: Momentan ist Vancouver noch eine Baustelle, aber es ist grundsätzlich eine tolle Stadt, in der der Eissport zu Hause ist. Eishockey ist natürlich die Nr. 1, aber danach kommt sofort Eiskunstlauf. Das werden sicherlich tolle Wettkämpfe. Die Kanadier freuen sich jedenfalls riesig auf Olympia.
Sie haben mit dem 17. Platz bei der WM in Los Angeles einen deutschen Olympia-Startplatz gesichert, und jetzt möchten sie den nutzen ...
Carolina: Na klar, das ist unser großer Traum. Unsere erste Weltmeisterschaft bei den Senioren im sommerlichen Los Angeles war schon eine große Erfahrung, aber Olympia, das ist ein ganz besonderes Gefühl.
Woher wissen Sie das?
Daniel: Wir waren 2006 als Juniorenmeister ins olympische Jugendlager nach Turin eingeladen, haben dort diese besondere Luft geschnuppert. Das ist mit nichts zu vergleichen. Deshalb arbeiten wir auch hart daran, uns unseren Traum zu erfüllen.
Wie würden Sie Laien Ihren Sport beschreiben?
Carolina: Eistanz ist eine Mischung aus Athletik. Tanz, Kunst, Akrobatik und Schauspiel. Es gibt schöne Musik, und jede Kür erzählt eine eigene kleine Geschichte. Unser Sport hat einfach was.
Sie sind Geschwister, ist das in Ihrem Sport Vor- oder Nachteil?
Daniel: Vorteil ist, dass wir zusammenhalten. Wir wohnen zusammen, teilen uns ein Auto und haben gemeinsame Ziele. Natürlich gibt’s mal Streit ...
Carolina: Ja, das kommt in den besten Familien vor, aber in den wesentlichen Dingen ziehen wir an einem Strang. Wir haben sportlich Höhen und Tiefen durchlebt, Eistanz ist schließlich ein langwieriger Prozess, wo Du jedes Jahr aufs Neue die Preisrichter überzeugen musst.
Und, die Lust noch nicht verloren?
Carolina und Daniel: Wir haben Ziele, für die es sich zu arbeiten lohnt. Wir bleiben dran, versprochen.
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