Presse/Artikel
17. Dezember 2004 (von www.wz-online.de)
Hermanns tanzen sich in den Vordergrund
Die Eistanz-Geschwister aus Herzkamp wurden bei den Deutschen Juniorenmeisterschaften Zweite. Die DEU setzt auf sie auch international.
Oberstdorf/Herzkamp. Es war ein Jahr voller Veränderungen für das Herzkamper Eistanz-Geschwisterpaar Carolina und Daniel Hermann. Im Sommer verließ sie ihr langjähriger Trainer Oleg Ryjkin und kehrte zurück in sein Heimatland. Zum Schuljahr 2003/2004 waren die inzwischen 16-jährige Carolina und der 18-jährige Daniel vom Wuppertaler Carl-Duisberg Gymnasium zum Goethe-Gymnasium in Dortmund gewechselt.
Dort haben sie auch eine eigene Wohnung bezogen, um sich die tägliche Fahrerei zum Training im Olympiastützpunkt sparen zu können. Im Elternhaus in Herzkamp sind sie inzwischen nur noch am Sonntag, dem einzigen trainingsfreien Tag der Woche. Doch all das ist derzeit vergessen. Bei den vorgezogenen Deutschen Juniorenmeisterschaften 2005 in Oberstdorf ernteten sie den Lohn ihrer beharrlichen Arbeit. Sie wurden am vergangenen Wochenende Vizemeister und dürfen sich zu den hoffnungsvollsten Einstanzpaaren in Deutschland zählen.
Nach dem Rücktritt von Winkler/Lohse gibt es in der Meisterklasse mit den Geschwistern Beier nur noch ein Paar. Klar, dass die Deutsche Eislauf Union (DEU) großen Wert auf die Aufbauarbeit bei den Junioren legt, die in absehbarer Zeit nachrücken müssen, um die entstandene Lücke zu schließen. Die besten vier Nachwuchspaare hat die DEU im Anschluss an die Deutschen Meisterschaften noch bis morgen zu einem Lehrgang in Oberstorf eingeladen. Dabei sind auch Carolina und Daniel, die von ihrem überzeugenden Auftritt bei der DM noch beflügelt sind.
"Es war gar nicht mal schlecht, wir sind ganz gut gelaufen", erzählt Carolina der WZ am Telefon. Übertreibung ist ihre Sache nicht. Experten sprachen von der vielleicht besten Kür, die beide bisher gelaufen sind, und von einer deutlichen Verbesserung in diesem Jahr. Die fünf Richter zogen Noten bis 4,8 in der A(technischer Wert) und 4,9 in der B-Note (künstlerischer Ausdruck). Die NRW-Richterin wertete die beiden sogar auf Platz eins. Drei Richter hatten Rina Thieleke und Sascha Rabe vorne gesehen, die auch schon auf Platz eins nach den zwei Pflichttänzen und dem Originalprogramm (Foxtrott, Charleston, Walzer) in die abschließende Kür gegangen waren und sich den Titel holten.
"Aber wir sind dran", freut sich Carolina Hermann. Den Pflichtanz Walzer hatte sie mit ihrem Bruder sogar gewonnen. "Der Originaltanz war nicht so stark, aber das ging allen so", meint sie selbstkritisch. Als Ersatzpaar hinter Thieleke/Rabe sind die beiden, die schon mehrere Länderkämpfe absolviert haben, nun für die Junioren-Weltmeisterschaften in Kanada im Februar vorgesehen, wo Deutschland nur einen Startplatz hat. Theoretisch dürfen beide noch bis 2007, wenn die WM in Oberstdorf stattfindet, in der Junioren-Klasse laufen. "Es ist auch gut so, dass wir noch ein bisschen Zeit haben", sagt Carolina Hermann.
Neben der Choreografie unter ihrem neuen Trainer Rostislaw Ninitzen, der alle zwei Wochen aus Tschechien nach Dortmund kommt, und dem Eistraining bei Dortmunds Stützpunkttrainer Vitali Schulz nimmt inzwischen auch das Athletiktraining breiten Raum ein. Daniel ist in diesem Jahr um zehn Zentimeter gewachsen, misst mittlerweile 1,83 m und muss nun auch kräftemäßig nachlegen. "Für einen Jungen bin ich noch etwas schmächtig", räumt er ein.
Drei bis vier Stunden nimmt das Training pro Tag ein. Da sind beide froh, dass sich die Fahrzeiten durch ihren Umzug drastisch reduziert hat. Wohin die Reise auf dem Eis geht, wird sich wohl schon in naher Zukunft erweisen.
von Günter Hiege
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