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7. September 2006 (von www.wz-online.de)


Carolina und Daniel Hermann: Eine Eistanzkarriere am Scheideweg?

Carolina und Daniel Hermann sind derzeit eines der besten deutsches Juniorenpaare. Dennoch steht die sportliche Zukunft in Frage, nicht nur aus finanziellen Gründen. Herzkamp / Dortmund / Budapest. Für das Herzkamper Eistanzgeschwisterpaar Carolina und Daniel Hermann hat ihre letzte Junioren-Saison denkbar ungünstig begonnen. Beim Junioren-Grand-Prix in Budapest mussten sie nach dem Originaltanz den Wettkampf aufgeben, weil sich die 18-Jährige Carolina krank fühlte. "Es hatte sich schon im Originaltanz angedeutet. Wir waren dann schon zum Einlaufen für den Kürtanz auf dem Eis, als sie entschied, dass es nicht geht", berichtete ihr Bruder gestern nach ihrer Rückkehr in ihre Dortmunder Eislauf-Wohngemeinschaft. Carolina hatte sich zu Hause gleich hingelegt. Offiziell sind die beiden Herzkamper, die im Dezember Zweite der Deutschen Meisterschaften wurden, derzeit sogar erstes Junioren-Paar der Deutschen Eislauf Union. Das Meisterpaar Tanja Kolbe und Paul Boll hat sich nach der Meisterschaft nämlich getrennt. Tanja Kolbe läuft jetzt mit Sascha Raabe zusammen, der einst mit Rina Thielecke das beste Deutsche Junioren-Eistanzpaar bildete. Rina musste ihre Eislaufkarriere aus gesundheitlichen Gründen vorerst beenden. Vielleicht ein Beleg dafür, wie hoch der Druck für die Jugendlichen, die seit vielen Jahren täglich mehrere Stunden trainieren, vom Verband aber finanziell kaum unterstützt werden, ist.

Das bekommen auch Carolina und Daniel Hermann extrem zu spüren. Beide erhalten lediglich 150 Euro Sporthilfe. Ihre Kostüme lassen sie in Prag fertigen, weil es dort günstiger ist, müssen die Trainer mit anderen Paaren teilen und sogar die Reisekosten in diesem Jahr bisher aus eigener Tasche bezahlen. Die Deutsche Eislauf Union begründet das gegenüber ihrem derzeit besten Juniorenpaar mit ihrer momentan prekären finanziellen Lage.

"Ich habe die Zusage von Sportdirektor Udo Jönsdorf, dass wir das Geld wiederbekommen, darauf baue ich auch", berichtet Daniel Hermann. Der 19-Jährige hatte sich Geld bei Verwandten geliehen, damit die Geschwister überhaupt mit dem Billigflieger nach Budapest fliegen und für Oktober ein Flugticket zum Grand Prix in Taipeh (Taiwan) buchen konnten, Kostenpunkt 2500 Euro.

Daniel Hermann: "Eigentlich war vorgesehen, dass wir statt in Budapest in Mexiko an den Start gehen. Da wäre die Konkurrenz nicht so groß gewesen und wir hätten wesentlich bessere Chancen gehabt, uns für das Grand-Prix-Finale in Sofia zu qualifizieren." Dieser Zug scheint nun abgefahren zu sein.

Vielleicht trug ja auch diese hohe nervliche Belastung zu Carolinas gesundheitlichen Problemen bei, wie ihre Mutter mutmaßt. Zum täglichen Training kommt noch der Schulstress. In zwei Jahren will Carolina Abitur machen. Schon im Frühjahr, nach ihrer Rückkehr aus dem Olympia-Jugend-Camp in Turin hatte sie zunächst ein Infekt, dann eine Außenband-Verletzung für mehrere Wochen außer Gefecht gesetzt.

Seitdem trainierten die Geschwister wieder intensiv, waren im Sommertrainingslager in Oberstdorf. Daniel hat nach bestandenem Abitur inzwischen ein Praktikum bei einem Bauingenieur aufgenommen.

Prognosen für die sportliche Zukunft will er momentan nicht abgeben. "Wir haben da rüber noch nicht gesprochen, aber wir werden auf jeden Fall nach Taipeh fliegen, danach muss man sehen." Ein bisschen mehr Unterstützung von außen würde er sich dringend wünschen.

Von Günter Hiege

 




 

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